Babys – Die ersten 3 Monate
Die ersten 3 Monate nach der Geburt zählen quasi noch zur Schwangerschaft.
Im Laufe der Evolution wurde unser Denkorgan immer grösser. Und durch den aufrechten Gang wurde das Becken schmäler. Damit der Kopf überhaupt noch durch den Geburtskanal passte, musste die Geburt um 3 Monate vorverschoben werden. Daher kommen wir nicht erst nach einem Jahr, sondern schon nach 9 Monaten auf die Welt. Und aus demselben Grund sind übrigens auch die Fontanellen noch offen.
Nicht nur für das Baby, auch für die Mutter kann diese Zeit noch zur Schwangerschaft gezählt werden. Entsprechend wird das sogenannte Wochenbett manchmal als 4. Trimester bezeichnet. Das ist ganz gut so, damit wir nicht vergessen, ihr diese Zeit wirklich zu lassen. In der Regel braucht der Körper rund einen Monat, um sich von den Geburtsstrapazen zu erholen, die Wunden zu heilen, sich auf die neue Situation und auf das Stillen einzugewöhnen usw. Für die komplette Regeneration ad integrum sollten zwei weitere Monate eingerechnet werden.
Wenn dann das Kind so auf dem Bauch der Mutter oder des Vaters liegt, fällt die Vorstellung sowieso leicht, dass es eigentlich noch dort wäre. Viele Mütter haben sich dann schon so an die Nähe gewöhnt, dass es für sie komisch wäre, das Baby nicht bei sich zu tragen.
Jedenfalls sollten in dieser heiligen Zeit die üblichen Erziehungsregeln und Mechanismen aussen vor gelassen werden. Denn das Baby ist noch keine eigenständige Pflanze, sondern eine Art Spross, der noch an der Mutterfrucht hängt. Es ist auch nicht fähig, zu reagieren. Man sollte in dieser Zeit auf jedes Bedürfnis möglichst umgehend, adäquat und bedingungslos eingehen.
Auch die Gedärme der Kleinen sind noch nicht perfekt besiedelt, die Darmflora ist sich noch am aufbauen. Schreit ein Kind während Stunden ununterbrochen trotz allen Künsten der Beruhigungstechnik, leidet es mit hoher Wahrscheinlichkeit (20% aller Kinder) unter den sogenannten 3-Monats-Koliken (die übrigens nach punktgenau 3 Monaten enden). Bei den meisten Babys machen sich die Probleme mit der Verdauung zumindest in einer milderen Formen bemerkbar. Dennoch konnte bisher bei Untersuchungen kein Enzym oder Bakterium gefunden werden, das für die Verdauungsprobleme verantwortlich ist. Vielmehr scheint es die Luft zu sein, die beim Schreien eingeatmet wird, und die Blähungen bzw. die Schmerzen verursacht. Und das Schreien wiederum, ist natürlich. Gemäss Remo Largo, dem Babyversteher unserer Zeit, kommt das von der intensiven Gehirnentwicklung in dieser Zeit.
Je mehr ein Baby Hand-Mund-Aktivität und wache Blicke zeigt, plaudert und einen regelmässigen Wach-Schlaf-Rhythmus eingeht, desto höher liegen die Chancen, dass es nach den ersten drei Monaten deutlich weniger schreit.
Die Diät der Mutter („auf Zwiebeln und Kohl verzichten“ und dergleichen) scheint jedoch keinerlei objektiv feststellbare Auswirkungen auf das Schreiverhalten von Babys zu haben! Wodurch es sich hingegen nachweislich beinflussen lässt, ist die Tragezeit. Der ständige Körperkontakt sowie regelmässige, rhythmische Bewegungen scheinen eine beruhigende Wirkung auf verschiedene Systeme der Babys zu haben. Kurzum: Babys sind Traglinge!
Babys und Kindder brauchen nicht nur die körperliche Nähe der Erwachsenen, sondern vor allem auch die emotionale. Sie können ihre Gefühle nicht selber regulieren. Die Myelinisierung der Nerven, vor allem des ventralen Vagus (wichtig für soziale Fähigkeiten), dauert bis zum 3. Lebensjahr. Daher brauchen Babys quasi die Gehirne von uns Mamis und Papis, um dies zu üben. Fehlt die Nähe, kommt es nachweislich zu schweren Traumas oder zu ungesunden Bewältigungsstrategien, die bis ins Erwachsenenalter anhalten. Damit erübrigt sich auch die Frage, ob es sinnvoll ist, Babys so oft wie möglich zu tragen, sie so lange wie möglich im gleichen Bett schlafen zu lassen usw. Die Nähe der Erwachsenen ist für die emotionale Entwicklung der Kinder überlebenswichtig!
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