Sterben um zu Leben. Die Sehnsucht nach dem Grossen Ganzen.
Freiheit steht im Gegensatz zu Zufriedenheit.
Seit wir als Individuen in die Welt hinein geboren wurden, hegen wir tief in uns drinnen den Wunsch, zum Grossen Ganzen zurückzukehren. Diese Sehnsucht zeigt sich als Drang nach Liebe oder nach dem Einklang zu etwas Äusserem. Aus diesem Grund haften wir immer wieder bestimmten Dingen an. Und nachdem wir uns mit einem Menschen oder Gedanken in Einklang gebracht haben oder eine Sache besitzen, erkennen wir, dass diese wiederum nicht das angestrebte Grosse Ganze, sondern nur ein Teil dessen ist, weshalb wieder der Drang aufkommt, weiterzusuchen, sich wieder von dieser Sache zu befreien, um erneut der Sehn-Sucht nach dem Grossen Ganzen nachzugehen.
Dieses Spiel zieht sich weiter so, immer wieder werden wir von neuem Des-Illusioniert, suchen Liebe in Dingen und anderen Menschen, und da diese Liebe nie so vollkommen ist, wie das Grosse Ganze, machen wir uns alsbald weiter auf die Suche, wo erneut Vereinigung und Anhaftung entstehen, wovon wir uns wieder befreien, usw.
Dieser Kreislauf ist wie eine Spirale, die sich irgendwann sprengt, wenn wir so frei und offen sind, dass wir uns selbst und damit wirklich alles der Welt gleichermassen lieben. Dann zerfliesst die Grenze zwischen Innen und Aussen, unser Individuum („Unteilbares“) löst sich auf und vereint sich mit dem Grossen Ganzen, sowie der Wassertropfen ins Meer zurückfällt. Die Reise des Lebens führt uns dahin zurück, wo wir herkommen. Das Ziel bergt gleichzeitig die Loslösung vom eigenen Ego und die Vereinigung mit dem Grossen Ganzen in sich. Doch wir können auch schon während der Wanderung Frieden finden, indem wir den täglichen, kleinen Toden und dem grossen Finale mit Gleich-Mut in die Augen schauen, um die Sehnsucht nach dem Grossen Ganzen mit der Angst vor dem Sterben bzw. ständigen Loslassen zu vereinen. Selbst wer nicht den Gleichmut dazu besitzt, sich immer wieder von Anhaftungen, Besitztümern oder Vereinigungen zu lösen, wird davon getrennt werden – alle äusseren Dinge sind vergänglich. Vergänglichkeit, (liebevolle) Zerstörung und Trennung (Lösen von Anhaftungen) bilden die Stufen der himmlischen Treppe hin zum Grossen Ganzen.
Raffa, Raunacht 12