Schicksal und Wu Wei: ohne Licht kein Schatten, ohne Yang kein Yin
Vor vielen hundert Jahren irgendwo in China lebten ein alter Bauer und sein Sohn. Ihr einziger Besitz war ein Hengst, um den sie von den übrigen Dorfbewohnern beneidet wurden. Die vielen Kaufangebote für das schöne Tier lehnten sie ab.
Eines Tages floh der Hengst, die Arbeit auf dem Feld wurde erschwert und auch sonst hatten die beiden kaum Geld. Die Dorfbewohner bemitleideten den Bauern: „Welch Ungklück! Hättest Du das Tier doch bloss verkauft! Wie schrecklich!“ Der alte Bauer erwiderte: „Ob Unglück oder nicht, wer weiss denn das?“
Einige Tage später kehrte der Hengst mit einer Herde von Wildpferden zurück. Die Dorfbewohner waren begeistert: „Was für ein Glück! Du bist ein reicher Mann!“. Der alte Bauer: „Ob Glück oder nicht, wer weiss denn das?“ Die Dorfbewohner wunderten sich über den alten Mann, warum konnte er nicht sehen, was für einen Segen ihm wiederfuhr?
Schon bald darauf fiel der Sohn beim Zureiten von einem der Pferde und brach sich das Bein. Natürlich kamen wieder die Dorfbewohner und bedauerten die beiden: „Oje, welch Ungklück!“ Der alte Mann: „Ob Unglück oder nicht, wer weiss denn das?“
Und schon im nächsten Monat wurden die jungen Männer des Dorfes zum Kriege einberufen, einzig der Sohn des Bauern blieb dank seiner Verletzung verschont. Er konnte bei seinem Vater bleiben und ihm helfen… usw.
…diese bekannte chinesische Erzählung gründet natürlich auf Lao Zi’s bekanntem Axiom des Wu Wei.
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Ein weiteres Bild dazu: Um zwischen Himmel und Erde im Flug des Lebens zu schweben, besitzten wir Menschen die Schwingen des Schicksals. Sie bestehen aus einer Sonnen- und einer Schattenseite. Zum Fliegen und Leben braucht es beide.