Die Quellen von Qi – Der biohumane Qi-Stoffwechsel
Wie kommt denn das Qì in unser System? Wie und wo wird es aufgenommen und zu körpereigenem Qì und den Grundsubstanzen transformiert? Nun, es verhält sich ähnlich, aber doch ziemlich anders, als beim Metabolismus, wie wir ihn aus dem konventionellen Anatomieunterricht kennen.
Diese Schema zeigt den Qì-Stoffwechsel des Menschen. Grau und Gelb repräsentieren die Quellen Luft- und Nahrung, Grün repräsentiert das eigentliche Qì, Rot das Xuè (Blut) und Violett das Jīng (Essenz).
Die Entstehung von Qì
Wir beginnen bei Gelb bzw. der Mitte. Dazu musst gesagt werden, dass die Mitte gemäss CM aus Magen und Milz bestehen, wobei Milz eher in etwa dem entspricht, was im konventionell-anatomischen Verständnis unter dem Dünndarm inklusive der dort angereicherten Verdauungssäfte (z. B. von Pankreas und Gallenblase) verstanden wird. Die Mitte ist also jene Instanz, welche den Nahrungsbrei zu Gŭ Qì (Nahrungs-Qì) umwandelt. Das Gŭ Qì steigt hinauf in den Thorax, wo es sich mit dem aus der Luft gewonnen Kōng Qì (Atem-Qì) zunächst mal zu Zōng Qì (Thorax-Qì) vereint. Von dort nimmt es zwei Wege: Der Yáng-Weg führt dann schliesslich zum eigentlichen Qì, dem Zhèn Qì (Wahres Qì). Wenn mal von nicht weiter spezifiziertem Qì im Menschen die Rede ist, dann handelt es sich um dieses Qì. Zhèn Qì kann aber auch wiederum in zwei Aspekte aufgeteilt werden: In das nährende, blutähnliche Yíng Qì (Nähr-Qì), sowie in das schützende und abwehrende Wèi Qì (Abwehr-Qi).
Nochmals als Kurzformel (=> steht für Yúan Qì):
(Nahrung -> Milz = Gŭ Qì) + (Luft -> Lunge = Kōng Qì) => Zóng Qì => Zhèn Qì (= Yíng Qi + Wéi Qi)
Die Entstehung von Xuè
Der Yīn-Weg des Zōng Qì (Thorax-Qì) führt zum Herzen, wo es unter Mithilfe weiterer Instanzen zu Xuè (Blut) gewandelt wird. Xuè hat aber noch eine weitere Quelle: Das in den Nieren gespeichertem Jīng, bzw. sein Yīn-Aspekt, das Mark bzw. schliesslich Knochenmark beliefert das Herz mit der zweiten Ingredienz zur Herstellung von Xuè (Blut). Bleibt nur noch der Yáng-Weg des Jīng: Das Yuán Qì. Es ist jene feinstoffliche Form von Jīng, welche sämtliche Transformationsprozesse steuert und unterstützt.
Nochmals als Kurzformel (=> steht für Yúan Qì):
((Nahrung -> Milz = Gŭ Qì) + (Luft -> Lunge = Kōng Qì) => Zóng Qì)) +
(Zeugung + geläuterte Nahrung -> Nieren inkl. Jīng) -> Mark -> Knochenmark)
=> Herz => Xuè
Jīn Yè
Die Entstehung der Jīn Yè (Säfte) ist eine kontroverse Geschichte. Die Darstellungen der verschiedenen Klassiker und modernen Quellen gehen nicht nur weit auseinander, sondern entbehren auch jeglicher klinischer Relevanz. Daher sei der Säfte-Metabolismus hier – abgesehen von zwei Kommentaren – auf die bildliche Präsentation des Schemas belassen. Die zwei Kommentare: Grundsätzlich enstehen die Säfte im Magen (oder aus dem bereits durch die Mitte transformierten Gŭ Qì) und werden in reine (Jīn) und unreine (Yè) Anteile aufgeteilt und wieder ausgeschieden. Irgendwo gerät die geläuterte Nahrung dann wieder in Form von pränatalem Qì zu den Nieren und könnte zu Jīng werden.
Qì-Formen
Es existieren viele verschiedene Haupt- und Unterformen für Qì. Hier eine Übersicht jener Bezeichnungen, die in der CM am häufigsten verwendet werden:
Qì Form | Deutsch | Definition | |
Gŭ Qì | 谷气 | Nahrungs-Qì | Aus dem Nahrungsbrei geläutertes Qì |
Kōng Qì | 空气 | Atem-Qì | Aus der Luft gewonnenes Qì |
Zōng Qì* | 宗气 | Thorax-Qi | Produkt von Kōng Qì und Gŭ Qì |
Zhēn Qì | 真气 | Wahres Qì | Aus Yíng Qì und Wèi Qì bestehend |
Wèi Qì | 卫气 | Abwehr-Qì | Korrelat: Immunsystem |
Yíng Qì | 营气 | Nähr-Qì | Yīn Aspekt des Qì, ähnlich wie Blut/Xuè |
Qì Nì | 气逆 | Rebell-Qì | Gegenläufiges Qì (z. B. Schluckauf, Husten) |
Hàh Qì | 哈气 | Niess-Qì | Das Qì beim Niessen** |
Jīng Qì | 经气 | Leitbahn-Qì | Qì, das in den Leitbahnen fliesst |
Xiè Qì | 邪气 | Ungesund-Qì | Krankmachende (pathogene) Einflüsse |
Zhèng Qì | 正气 | Aufrechtes-Qì | Gegen Xiè Qì kämpfendes (salutogenes) Qì |
Yuán Qì | 元气 | Ursprungs-Qì | Yàng-Aspekt von Essenz/Jīng |
Zhōng Qì | 中气 | Mitte-Qì | Qì der Mitte und des Zōng Qì |
* Ein anderer, selten verwendeter Name für Zōng Qì lautet Xiōng Qì
**Ridiculum: רָפָאֵל rafa’el (god bless you) 1976:13.7