Okt 28 2013

Vorschriften definieren Grenzen, nicht aber den Inhalt

von Dr. Raphael Hochstrasser

Nachdem mir das Amt mal nach lediglich einer einzigen Mahnung gleich mit einer Betreibung aufgefahren ist, habe ich mich bei demselben freundlich um Möglichkeiten erkundigt, um dieseselbe rückgängig zu machen. Als Antwort schickte mir das Amt strafende Worte über die Rechtslage und den Willen des Gesetzgebers aufklärend. Mir war es wie vor dem Scharfrichter, der aber, und wohl nur weil es Gesetz so von ihm verlangte, doch irgendwie zähneknirschend eine Möglichkeit erwähnte, wie das in Blut geschriebene Verdikt doch noch abgewendet werden könne. Wohl kein Heldentum, doch immerhin liess ich den Schrecken des Amtes nicht ganz kommentarlos bewenden …

Danke für Ihre informative Antwort. Nun, da es eine Möglichkeit zu geben scheint den Schaden zu beheben, schätze ich diese Sachlichkeit […]

Und um Ihnen darzulegen wie sehr mir faires Handeln in der Gemeinschaft – dazu zählt auch das rechtzeitige Einzahlen von Steuern – am Herzen liegt, habe ich die Gedanken, welche mir dazu eingefallen sind, hier notiert. Das einzige worum ich Sie für weitere Fälle bzw. andere Menschen bitte ist, nicht gleich schon nach der ersten Mahnung eine Betreibung einzuleiten, sondern vorher mit den Schuldnern zu kommunizieren. Den Rest, also die nachfolgenden Zeilen, bitte nur lesen, wenn Sie Lust dazu haben :o)


Jeder Mensch hat ein anderes Verständnis von Nehmen und Geben. Für das gemeinschaftliche Leben bedarf es einer gewissen Einigkeit darüber. Daher werden Regeln vereinbart, welche als Leitlinie für das Verhalten und Handeln aller Gemeinschaftsmitglieder dient. In einer grösseren Gemeinschaft, wie etwa einer Gemeinde oder einem Staat, bedarf es ausserdem eindeutiger und schriftlich Vorschriften und Gesetzte. Deren Vorteil ist, dass sie jedem Gemeinschaftsmitglied offen liegen und die Möglichkeit bieten, sich innerhalb der Spielregeln zu verwirklichen. Daher schätze und unterstütze ich das vergleichsweise gerechte und transparente System der Schweiz. Doch es lässt mich nicht vergessen, dass es auf einem wesentlichen Nachteil fusst. Nämlich jenem, dass einige Gemeinschaftsmitglieder die Vorschriften und Gesetze nicht als Orientierung für ihr Handeln zu Gunsten der Gemeinschaft nutzen, sondern, um wie in einem Spiel, diese bis an die Grenze auszunutzen, um sich auf die Kosten anderer zu bereichern.

Wie sieht das bei Unternehmern aus? Ein Unternehmen soll selbstverständlich innerhalb der geltenden Vorschriften und Gesetze funktionieren. Doch ist es abgesehen davon das Ziel eines Unternehmers möglichst viel Gewinn für die Eigentümer zu erwirtschaften, oder ist es das Ziel, das Leben möglichst vieler Menschen zu verbessern, z. B. durch sinnvolle Produkte und durch gute Arbeitsbedingungen? Obwohl die Antwort auf diese Frage für eine grosse Mehrheit der Menschen rethorisch scheint, schafft es eine Minderheit von Menschen, die Mehrheit vom Gegenteil zu überzeugen und sogar davon, dass diese es demokratisch verteidigen. Letzlich sind es im Verhältnis nur einige wenige grosse Gläubiger, welche völlig legal, also im Rahmen vereinbarten Vorschriften und Gesetze so viel Kapital angehäuft haben, dass sie vom Fleiss und den Zinsen ihrer Schuldner leben können, ohne selber dafür arbeiten zu müssen. Und Überschüsse werden teilweise sogar dafür eingesetzt, die Vorschriften und Gesetze weiter in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Vorschriften sind wie Grenzenlinien, sie definieren den Umriss, nicht aber das Wesentliche – den Inhalt.

Bei mir ist das Produkt des Unternehmens Chinesische Medizin (CM). Nicht jedermanns Sache, doch sehr viele Menschen, die körperlich oder seelisch leiden, sind sehr, sehr froh darum. Obwohl in der Schweiz die Allgemeinheit von dieser Heilkunst profitiert (rund 2000 Praktizierende der CM), und es den Regeln entsprechen würde, wird die Ausbildung nicht von der Gemeinschaft unterstützt. Dies sogar, obwohl gemäss eidg. Studien (PEK 2006) die Komplementärmedizin, allen voran die CM mindestens ebenso wirtschaftlich ist, wie die konventionelle Medizin. Um meine Ausbildung zu ermöglichen bzw. zu finanzieren, habe ich tagsüber gearbeitet, am Abend und den Wochenenden studiert. An den Steuern durfte ich davon nichts abziehen. Das ist okay, es war eine Zweitausbildung. Heute führe ich einen kleinen Betrieb mit gut bezahlten Mitarbeitern, karitativen Aktivitäten und fairer Debitorenpolitik. Wir unterstützen Menschen in schwierigen Situationen durch stark vergünstigte Honorare. Sogar einige Apotheken konnten wir dazu bringen, dabei mitzumachen. Wir drängen niemanden zur umgehenden Begleichung von Rechnungen, frühestens nach drei Monaten gibt es eine freundliche Erinnerung. Selbstverständlich ist dadurch die Liquidität des Unternehmens nicht immer so hoch und – wie sie ja einsehen können – ist auch mein eigenes Einkommen sehr bescheiden, zumal ich über längere Zeit sehr, sehr viele Arbeitsstunden vollbracht habe. Dennoch funktioniert das Unternehmen innerhalb des Systems, es ist gesund und wächst langsam aber stetig. Die Nachteile für die Gemeinschaft sind für mich im Gegensatz zu vielen Unternehmen, die Steuererleichterungen erhalten, schwer zu erkennen. Dass ich nun in einem System, dass die grossen Gläubiger für ihre Zwecke betreiben, auf einer schwarzen Liste stehen sollte, weil ich eine verspätete Zahlung leiste, stimmt mich traurig, und motiviert mich, etwas dagegen zu unternehmen… und Sie? Vielleicht haben Sie freiwillig diese Gedanken mitvervolgt und machen sich nun selber Gedanken darüber, das wäre schon ein kleiner Erfolg :o)

Herzliche Grüsse

 


Feb 13 2013

Unterschied zwischen Religion und Spiritualität

von Dr. Raphael Hochstrasser

Es wird hier gemäss Wortbedeutung unterschieden:

Spiritualität: lat. spiritus = Hauch, Atem, Geist = „Geistigkeit“ (im Sinne von nicht-stofflichem Leben)
Religiösität: lat. relegere = Rückbindung = An- oder Wiederverbindung (mit Gott oder einer Lehre)

Wenn es um das Vermitteln und Verstehen metaphysischer Weisheiten geht, ist einerseits Vorsicht geboten – manch‘ ein spiritueller (=geistiger) Lehrer oder gar eine spirituelle Gemeinschaft neigt zu Religiösität im Sinne von Bindung an dessen Vertretern bzw. Lehre, Schriften, Meistern, Institutionen, etc.. Dabei wird unser Bedürfnis nach Anhaftung ausgenutzt und die Bindung an eine bestimmte Lehre als Hingabe des Schülers gegenüber der spirituellen Autorität eingefordert. Doch mit dem tief verankerten Trieb zur der Befreiung der Seele wird nicht die Bindung an die von Menschen geschaffen Religionen angestrebt, sondern Gott selbst. Ein Paradox: Die Religion kann helfen, spirituelle Praktiken einzuhalten, um sich von Anhaftungen zu befreien, wozu insbesondere die Religion selbst zählt. Das grosse Ganze, Dao, die Liebe, das Wesen des Universums oder Gott ist so allumfassend, dass die Wiederverbindung (religere) damit erst in völliger (engl. whole, Ganzheit, heilig) seelischer Freiheit möglich ist.

Aus diesem Grunde propagiere ich spirtituelle Autonomität als Grundrecht jedes Menschen. Soziale Gemeinschaften werden bis zu einer gewissen Grösse durch einen gemeinsamen spirituellen Fokus zwar sehr stark angetrieben, doch sobald eine kritische Grösse erreicht ist, entstehen Glaubensunterschiede mit fataler Konsequenz. Wenn jemand oder eine Gemeinschaft davon überzeugt ist, DIE Wahrheit zu kennen, ist das eine Grundlage zu Missverständnissen und der Anfang von Konflikten, Gewalt bis hin zu Kriegen. Wer überzeugt davon ist oder behauptet, etwas zu Wissen, was andere (noch) nicht wissen (Geheimnis, Sakrament), beansprucht einen Machtvorsprung für sich. So sehr ich mir für mehr Liebe, Gleichmut und Segen auf der Welt eine spirituellere Gesellschaft wünsche, erachte ich (und schon beginnt die Überzeugung und das Missverständnis ;o) eine sakuläre („geheimnis“- und dogmenfreie) Organisation der Gesellschaft (Politik) als Grudlage für die autonome Spiritualität bzw. die Möglichkeit für völlige, seelischer Freiheit und persönlicher Liebe zu Gott.


Aug 17 2009

Kultur, Entwicklung, Zukunft – Ein Interview

von Dr. Raphael Hochstrasser

Interview anlässliche einer Vertiefungsarbeit meiner Nichte

Frage (Aspekt Kultur):
Worin unterscheidet sich die chinesische Kultur von der europäischen Kultur und welche Gründe spielen welche Rolle beim Erfolg der Chinesischen Heilkunst?

Kultur ist ein Begriff mit weitreichender Bedeutung. Nicht nur die Ausdehnung der Bevölkerungsmasse und der Landesgrenzen, auch das Geschehnissreichtum der jüngsten Geschichte Chinas lässt klar werden, dass sich „die Kultur“ Chinas nicht so leicht zu etwas Benennbarem zusammenfassen lässt. Dennoch wiederspiegeln die Fragmente der politischen Achterbahnfahrt des letzten Jahrhunderts die heutige Mentalität. Die kommunistische Vergangenheit zeigt sich, im Vergleich zu unserem gelebten Individualismus, in etwas, dass ich als eine Art Flachheit bezeichnen würde. Eine Monotonität und Anpassungsfähigkeit, welche es den Chinesen erst überhaupt möglich macht, in einer derart hohen Bevölkerungsdichte nebeneinander zu existieren. Dies erklärt zugleich auch den Funktionalismus – von Aussen häufig zu unrecht als Pragmatismus verstanden – welchen uns die Chinesen vorleben. Sie können widerstandslos in Formen schlüpfen. Seien es z. B. Umgangsformen oder Hierarchien und Gepflogenheiten in Familien- oder Unternehmenstrukturen, sei es im Verkehr oder in der Edukation. Und da sind wir beim zweiten Punkt Deiner Frage angelangt. Vor den 60er Jahren, also vor der Kulturrevolution, wurde die Chinesische Medizin im Lehrer-Schüler-Verhältnis weitergegeben. Interessant dabei ist, dass in einer solchen persönlichen Lernsituation nicht nur Wissen, sondern auch intuitive Techniken und spirituelle Energie weitervererbt werden konnte. Der Hauptgrund der klinischen Effektivität der Chinesischen Medizin liegt aber vor allem darin, dass über Tausende von Jahren immer wieder getestet, verfeinert und verbessert wurde, ohne von den grundsätzlich funktionalen Methoden abzukommen. An erster Stelle steht die Funktionalität, danach kommt die Theorie, sozusagen als Aufhängung, um das praktisch gesammelte Wissen strukturiert anzulegen. Dies ist ein weiterer wesentlicher Unterschied zur Wissenschaft im Westen, wo die Grundlagenforschung als Speerspitze des Fortschritts fungiert. Der Wert der Chinesischen Medizin lässt sich von Aussen vielleicht erahnen, wenn man bedenkt, durch wieviele schlaue Mühlen dieser Wissenschatz über Tausende Jahre von Generation zu Generation verarbeitet wurde; immer wieder überprüft, verfeinert, erfasst, reorganisiert und weitervermittelt. So etwas wie das heutige Patenschutzrecht hätte diese Entwicklung verunmöglicht. Vielleicht ist das ein kleiner Augenöffner für uns, weil er dem bösgesagten Kommunismus einen fulminanten Vorteil zuspricht: Der gemeinsamen und frei zugänglichen medizinischen Entwicklung zum Wohle der Menschheit.

Frage: (Aspekt Technik, Wirtschaft)
Welche Entwicklungsschritte durchlief die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) bis zur heutigen Form und welche Techniken und Methoden kommen heute zur Anwendung?

Angefangen hat es vor mindestens 5000 Jahren (siehe Ötzi). Akupunktur: Zu Beginn haben die Menschen vermutlich mit Knochen- und Steinsplittern an Punkten herumgedrückt und bemerkt, dass dies den Schmerz  anderer Stelle stillen kann oder den Heilprozess einer Krankheit beschleunigt. Arzneimitteltherapie: Der Übergang von Diätetik zur Arzneimitteltherapie ist auch heute noch fliessend, viele Chinesische Arzneimittel sind Nahrungsmittel bzw. umgekehrt. Vermutlich wurde zu Beginn, ähnlich wie bei Tieren*, die Wirkung bestimmter Nahrungsmittel auf den Gesundheitszustand unbewusst wahrgenommen und gesteuert. Nach und nach wurde bewusster differenziert und spezifische Erfahrungen konnten erfasst und weitergegeben werden. (*Es einige bekannte Beispiele von Tieren, die sich bei gesundheitlichen Problemen intuitiv von bestimmten Heilmitteln ernähren.) In einer späteren Phase, in der Zeit der ersten Kaiserdynastien, genossen Monarchen umsomehr Ansehen, je besser sie sich in den medizinischen Disziplinen verstanden. Halbe Heerschaften der besten Ärzte wurden vom jeweiligen Kaiser dazu engagiert, die höchste aller Künste weiter zu kultivieren. So bildet z. B. „das Werk des Innern vom Gelben Kaiser“ auch heute noch eines der wichtigsten Grundlagen für die tägliche Praxisarbeit: Huang Di Nei Jing, ein rund 2000 Jahre altes umfangreiches Werk über die Grundlagen und therapeutischen Massnahmen der Chinesischen Medizin. In der nachfolgenden Zeit verging kaum ein Jahrhundert ohne die Erscheinung eines weiteren grossen Werkes. Und es ist beachtenswert, dass es sich dabei um, auch für heutige Massstäbe, erstaunlich wissenschaftliche Arbeiten handelt, nicht nur in punkto Umfang, sondern auch was die Systematik, Reproduzierbarkeit und Nennung bestehender Literaturquellen anbelangt. Natürlich brachten die verschiedenen Epochen auch verschiedene grundlegende Philosophien und Betonungen der Lehren hervor, was aber dem gesamten Wissensschatz zu Gute kam, da er immer wieder unter neuen Aspekten beleuchtet und verfeinert wurde. Schliesslich, in den 60er Jahren, versuchte Mao ZeDong, Führer der Kulturrevolution und späterer Diktator, die Chinesische Medizin zunächst zu verbieten. Kurz darauf sackte aber das Gesundheitssystem Chinas zusammen, worauf er die erste Fakultät für Chinesische Medizin schuf, und damit das, was sich heute offiziell TCM nennt.

Frage: (Aspekte Kultur, Identität/Sozilisation, Ethik)
Weshalb spielt die Ernährung in der TCM eine so grosse Rolle und welche Zukunft kann man der TCM prognostizieren?

Die primäre Therapieform der TCM ist die Anpassung der Lebensweise, um die pathogenen Faktoren zu vermeiden und um die gesundmachenden Faktoren zu fördern. Im alten China galt der Stand eines Mediziners umso höher, je feiner seine Massnahmen waren. Zuunterst auf der Liste standen Chirurgen, sozusagen die grobschlächtigen Metzger. Je feinstofflicher die Eingriffe, desto kleiner der Aufwand und die Nebenwirkungen, je höher der Zugriff in der Kaskade, desto mehr positiv beinflusste Anteile im Autoregulationssystem Mensch-Natur. Umgebungsgestaltung (Feng Shui) oder Ernährung sind natürliche Lebensfaktoren, die schon durch kleine Veränderungen zu hervorragenden Heilungseffekten führen können. Und genau darauf fusst die primäre therapeutische Strategie der chinesischen Medizin. Im Bezug auf die Ernährung hat Paracelsus mal ‚was schlaues dazu gesagt: ‚Lass die Nahrung Deine Arznei sein, nicht die Arznei Deine Nahrung“. Eine zeitlose Heilformel und herrvorragende Metapher zwischen dem heutigen Ost und West, Prosac und Grüntee.
Die Prognose? Allem Anschein nach – und hier sind sich viele geniale Denker, virtuose Wissenschafter und esotherische Meister einig – steht der Menschheit ein epochaler Entwicklungsschritt in ein neues Zeitalter bevor. Da wäre z. B. die elektromagnetische Strahlung der Sonne, welche nachweislich schon seit jeher mit den Peaks der menschlichen Errungenschaften und Hochkulturen korreliert und Ende 2012 einen Supergau erwarten lässt. Dem selben Jahr, in dem der astronomisch 100% solide Mayakalender endet und Nostradamus, sowie weitere Propheten schon vor Dekaden ein neues Zeitalter heraufbeschwörten. Ich persönlich glaube an eine spirituelle Entwicklung der Menschheit, mit welcher die Chinesische Medizin in früheren Zeiten und vermutlich auch in dieser Zukunft problemlos einhergeht. Das rationale Zeitalter der fanatischen Mathematik- und Geldreligion nähert sich dem Ende, so hoffe ich… :o)


Jul 4 2009

CM oder TCM?

von Dr. Raphael Hochstrasser

Ja, jaaaa… Chinesische Medizin (CM) ist nicht das selbe wie Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Statt darüber zu streiten, was besser und schlechter ist, profitieren wir von den jeweiligen Vorteilen…

CM steht für die ursprüngliche Form der Chinesischen Medizin. Damit sind sämtliche Philosophien und Methoden vor der Zeit der Kulturrevolution in den 60er Jahren gemeint. Das Wissen, oder gerade in diesem Fall besser gesagt das Verständnis, wurde über Jahrtausende von Meister zu Schüler weitergegeben. Der persönliche Kontakt ermöglicht die Initiierung und Weitergabe von Wissen inklusive Kräften mit feinstofflichem, mystischen und spirituellem Charakter.

TCM ist die während der maoistischen Kulturrevolution entmystifizierte, genormte Form, welche den Vorteil bietet, dass  das praktische Wissen übersichtlich in ihrem klar strukturierten, theoretischen Gerüst  „eingeordnet“ werden kann. Dadurch wird der Zugang zum Wissensschatz vereinfach und der Zugriff auf die Toolsets der chinesischen Heilkunst verbessert. Weil diese Toolsets klarere Umrisse gewonnen haben, können die verschiedenen Möglichkeiten und ihre Grenzen besser definiert werden.

Zum Glück fliessen die meisten wertvollen und während Maos Zeit verbannten Theorien, Methoden und spirituellen Aspekte heute wieder zurück in die grosse Truhe des Wissensschatzes, was inhaltlich sicherlich von grosser Bedeutung ist. Ob dieser dann TCM oder CM genannt wird, ist meines Erachtens Nebensache.


Jan 17 2009

Legislation

von Dr. Raphael Hochstrasser

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Jan 17 2009

CM in der Schweiz

von Dr. Raphael Hochstrasser
Eidgenössische Komplementärmedizin-Studie

1998: Als Zuständige des BAG (eidgenössisches Bundesamt für Gesundheit) lancierte die damalige Bundesrätin Ruth Dreifuss eine sieben Millionen Franken (6 Millionen Euro) teure Untersuchung zu Kosten und Effektivität der Komplementärmedizin. 2006, kurz vor der Fertigstellung, wurde die Arbeit vom Nachfolger Pascale Couchepin abgeklemmt. Experten liessen durchblicken, dass die Resultate für die Komplementärmedizin im Vergleich zur konventionellen Medizin zu positiv ausfallen könnten.

Im selben Zuge und ebenfalls ohne Begründung hat Couchepin die fünf wichtigsten, eben erst von Ruth Dreifuss aufgenommenen Alternativmedizinmethoden wieder aus dem Katalog der Grundversicherung gekippt. Laut Zürcher Tagesanzeiger hat Couchepin dies auf Geheiss hin eines persönlichen Freundes und hohen Vertreters der Pharmalobby getan. Mittlerweile ist Couchepin nicht mehr im Bundesrat und die Methoden sind wieder im Katalog. Die Forschungsarbeit wurde gemäss offiziellem Review-Board aber nie korrekt zu Ende geführt [i].

Eidgenössischer Beruf: Naturheilpraktiker

Auf der anderen Seite hat sich in der Schweiz viel Gutes getan für die Komplementärmedizin und die CM. Dank einer Volksinitiative
und viel Verbandsarbeit konnten 2015 vier komplementärmedizinische Fachrichtungen als eidgenössisch anerkannte, höhere Berufsbilder mit geschütztem Titel verankert werden: Ayurveda-Medizin, Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin TCM und Traditionelle Europäische Naturheilkunde TEN. Die genauen Auswirkungen sind zwar noch nicht ganz klar, aber insgesamt ist das eine gute Sache.

Sagenhaft umständlich sind die Titel. Z. B.: Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diplom Fachrichtung Traditionelle Chinesische Medizin TCM, den man angeblich nicht abkürzen darf. Man stelle sich das mal vor: Oh, Dir tut der Ellbogen weh, geh doch mal zum Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diplom Fachrichtung Traditionelle Chinesische Medizin!

Eine mögliche Entwicklung könnte darin liegen, dass die Leistungen der Naturheilpraktiker früher oder später über die obligatorische Grundversicherung der Krankenkassen vergütet werden. Heute geht das z. B. bei Akupunktur ausschliesslich, wenn sie von konventionellen Ärzten mit dem Zusatz ASA (Assoziation Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur) ausgeführt werden. Für das ASA müssen sie rund 360 Stunden in CM absolvieren. Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diblablablalablödlangertitel, also die CM-Therapeuten absolvieren hingegen mindestens 1500 Stunden in CM, Praktikum und konventionell-medizinische Allgemeinbildung nicht eingerechnet. Natürlich verfügen die konventionellen Ärzte über eine wesentlich fundiertere Ausbildung in konventioneller Medizin, es fragt sich aber, ob dies ausreicht, um die Vergütung der Akupunktur durch die Grundversicherung gegenüber dem in CM fundiert ausgebildeten Therapeuten zu rechtfertigen.

Rückvergütung durch Krankenversicherungen

Nun ja, Akupunktur sowie alle weiteren Leistungen der CM, inklusive Arzneimittel, Tuī-Ná, Moxa usw. können heute schon über eine freiwillige Zusatzversicherung für Komplementärmedizin rückvergütet werden. In der deutschsprachigen Schweiz verfügen immerhin zwischen 70–90% der Bevölkerung über so einen Zusatz. Das ist ein Hauptgrund dafür, weshalb die CM in der Schweiz so stark geworden ist.


[i]         Studie: Politik vs Komplementärmedizin
Als die vom Schweizer Bundesrat initiierte, umfangreiche Studie über Komplementärmedizin Gutes verheissen liess, wurde sie plötzlich nicht mehr vollständig ausgewertet. Dieser merkwürdige Abbruch der Evaluation wird hier dokumentiert:
Walach H, Linde K, Eichenberger R & Kleijnen J, et al: Swiss Complementary Medicine Evaluation Programme. Summary consensus statement of the Review Board of the Swiss Complementary Medicine Evaluation Programme, (Programme Evaluation Komplementärmedizin, PEK) regarding the PEK process and products. Homeopathy. 2006 Jan;95(1):28-30.