Nahrungsretention / Nahrungsstagnation

von Dr. Raphael Hochstrasser

Scheitert die Mi mit ihrer Aufgabe, bleibt der Ma mit schlammigem, verfaulenden Unrat zurück. Nahrungsstagnation, Reflux, saures Aufstossen, Sodbrennen, epigastrisches Völlegefühl, Sättigkeitsgefühle… sind die Folge.

Z: Der Schlamm im Ma spiegelt sich mit einem dicken, schmierigen ZB wider.
P: Ansammlung entsteht, weil der Organismus versucht mit transformierendem Qi und transportierendem Blut die Nahrung wegzubringen, sich aber dort zusätzlich anstaut: schlüpfriger, rollender und kräftiger Puls.

DD:
heisse N.: Lust auf Kaltes, Mundgeruch, kräftiger P
kalte N.: Übelkeit, klares Sputum, Lust auf warmes, P eher schwach

DIE WICHTIGSTEN AM
–>Nahrungsstagnation auflösend:
Shan Zha (Mi&Ma „öffnen“, Fleisch- und Fettverdauung+, Le-Leitbahn Ansammlungen/Xue-Stasen & Distensionen. Amenorrhö, abdom. Massen, Lochien, usw., Coronar-Arteriosklerose/Blutfettwerte senken, Blutgefässe reinigen)
Shen Qu (Fermentierte, Ma-tonisierende AM-Komposition. Nicht bei epig. Unbehagen/saurem Reflux durch Ma-H od. Yin-Leere)
Gu Ya (Mai Ya ist stärker und besser bei Reis, Weizen und Früchte-Obstruktion, hilft auch bei Le-Leitbahnödemen  z. B. a. d. Brüsten und daher auch bei Abstillwunsch)
Lai Fu Zi (Qi/Schleim, va Lu-Schleim/Nahrungsretention in Mi, Di. Abdom. Sz & Völlegefühl, Diarrhö, Dysenterie. Cave: Keine Langzeitanwendung. Leicht Qi nach unten leitend)
Ji Nei Jin (Hühnermagen, auch bei Stein-Lin Mustern.)
–>Feuchte & Qi bewegen:
– Bai Zhu (T&T)
– Ban Xia
(um Qi Richtung zu harmonisieren; Mi n. Oben, Ma n. Oben)
Chen Pi
Fu Ling
Hou Po
–>Bao He Wan enthält kein Gu Ya, Ji Nei Jin und Hou Po, dafür aber das aromatische (Mi aufweckende) und scharfe (zerstreuende) Lian Qiao (Gegen die Hitze, die durch den Stau im Ma nach oben ensteht). Also genau die besten Mittel für generelle Bekämpfung LEICHTER Nahrungsretentionen im Frühstadium und wenig ausgeprägter FH oder MJ-Leere.
–>HARTNÄCKIGE Nahrungsstagnationen benötigen noch zusätzlich (Cave: Austrocknung/Verletzung von Ma & Mi):
Huang Lian
Huang Qin
–>Jian Pi Wan ist bei hauptsächlicher LEERE des MJ und zusätzlicher Nahrungsretention indiziert. Sie besteht aus Bao He Wan + Si Jun Zi Tang.

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Dies sind eher biao- (Symptom) als ben- (Wurzel) Behandlungen, also für akute und durch Fehlernährung verursachte Störungen. Tritt die Nahrungsstagnation regelmässig auf, muss selbstverständlich das dahinterliegende Muster (z. B. LQS, Le–>Mi, Mi-Qi-Xu, Mi-&Ni-Yang-Xu, usw.) behandelt werden!
Apropos „Wurzel“: Gunter Neeb verglich in einem Vortrag die Wurzeln der Pflanzen mit dem Verdauungssystem beim Menschen – finde ich auch spannend, denn tatsächlich ist es der Ort wo „Fremdes“-Qi zu körpereigenem Qi umgewandelt wird. Bei Darmpathologien könnte man daher neben den öligen Samen-Arzneien (Huo Ma Ren, Tao Ren, Lai Fu Zi, Bing Lang…) und den „Früchten“ (Shan Zha, Zhi Shi, Zhi Ke, Wu Mei, Sha Ren, Wu Zhu Yu, Bai Dou Kou, Gu Ya…) auch die Wurzel-Arzneien in Betracht ziehen: Huang Qi, Bai Shao, Dang Gui, Sheng Di Huang, Fu Zi oder Rhizome (auch wurzelartig): Sheng Jiang Huang Lian, Bai Zhu, Xiang Fu, Da Huang,…
Und in Anbetracht der (pro- und präbiotischen) Kultivierung der Biodiversität im Darm sind besonders fermentierte oder mikrobiell veränderte AM spannend, also: Shen Qu, Dou Chi, Wu Ling Zhi (intestinal fermentiert :o), Gu Ya (gekeimt), Mai Ya (gekeimt), Fu Ling (Myzel) und im weitesten Sinne auch Ji Nei Jin (Fermentier-Organ). Dehnen wir diese Überlegung auf das alchimistische Prinzip aus, ist klar, warum auch die anderweitig prozessierten (Pao Zhi) AM für den Transformations-/Verdauungsprozess so spannend sind.

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Weiterführender Artikel über Obstipation/Di-Stuhl-Dysfunktion, etc.